Geschichte: Aus Fehlern lernt man nicht...

1. Kapitel Rameya & Anna
Wieso?
Wieso habe ich das getan?
Er war perfekt.
Er hatte den Erfolg, die Frauen, das Glück und die Schönheit auf seiner Seite. Die Nachbaren liebten ihn, unsere Eltern liebten ihn, alle liebten ihn. Doch ich, ich war das genaue Gegenteil von ihm. Anfangs war ich nur eifersüchtig, doch aus Eifersucht wurde Hass und der, der wuchs immer mehr.
Der Schein des Vollmondes, der auf meinen toten Bruder schien, holte mich wieder in die Realität zurück. Wie benommen starrte ich auf meine blutverschmierten Hände, während ich nach einer Lösung für meine Situation suchte.
Ich fand keine. Ich hatte die Kontrolle verloren, ihn gestoßen, er war gefallen... und nun lag er da.
Wie geht es nun weiter? Was wenn sie Fingerabdrücke von mir finden?
Mir lief es eiskalt den Rücken runter. Es gab einfach keinen Ausweg! Die Wut stieg in mir hoch, und mit einem lauten Schrei schlug ich gegen einen Felsen. Ich hörte mich noch sagen: "Was ist das für eine Welt? Wieso ist nicht jeder perfekt?", danach wurde alles schwarz.

2. Kapitel Joel & Arno
Als ich wieder aufwachte war Morgengrauen. Stürmische Winde fegten über den Friedhof hinweg. Mir war kalt. Ja, ich fror regelrecht. Mein Kopf schmerzte und an meinen Händen war Blut.
Blut?

"Blut?", stöhnte ich verwundert.
Da hörte ich in der Ferne schwache Polizeisirenen und alles kam mir wieder in den Sinn.
Mein Bruder, ich...ich habe ihn getötet. Wieso?, Wieso nur...?
Die Sirenen wurden lauter. Die Polizei!Ich fuhr auf. Ich muss weg...aber meine Eltern...ich muss doch zu Ihnen...ich...ich. Alle diese Dinge rauschten mir nur so durch den Kopf und die Wut stieg wieder in mir hoch. Es war die Wut auf mich selber. Wieso, wieso habe ich das nur getan?. Ich war verzweifelt. Ich hatte mich so naiv, so dumm verhalten.
Doch meine Wut wich schnell der Trauer. Die Situation war Auswegslos. Mir wurde das alles zu viel. Fassungslos, traurig und völlig aufgelöst sank ich gegen den Felsen in meinem Rücken und begann zu weinen.

Die Sonne ging erst gerade auf, doch im Polizeipräsidium begann bereits wieder der gewohnte Alltagsstress. Aber den Polizeipräsidenten Kneubühl störte dies bis jetzt wenig. Er trank gerade genüsslich einen Kaffee, als seine Sekretärin überstürzt durch die Flure rannte, hektisch die Türe des Polizeichefs aufschwang und einfach so, ohne anzuklopfen, hereinplatzte. Eine Frechheit, fand der Polizeipräsident und wollte seine Sekretärin, Frau Roth schon zurechtweisen. Doch sie lies ihm keine Zeit. Ohne Punkt und Komma begann sie loszureden.
"Es ist eine Vermisstmeldung eingegangen, es handelt sich dabei um..", Kneubühl lies sie nicht ausreden. "Ruhig Blut", unterbrach er sie. "Vermisstmeldungen gibt es hier in Berlin viele. Es besteht deshalb kein Grund, ein Drama daraus zu machen. Nehmen Sie sich  zusammen und unterbrechen Sie nicht unnötigerweise meine Kaffeepause!"
"Verstehen Sie doch! Hierbei handelt es sich um einen ganz anderen Fall. Vermisst werden das berühmte Model Peter Wiesmar und seine Schwester!"
"Die Beiden haben gestern Abend ihre Großmutter auf dem Sankt-Lorenz Friedhof besucht und sind seither nicht mehr gesichtet worden". "Die Familie hat als Erstes die Polizei kontaktiert", intervenierte die Sekretärin.
Herr Kneubühl räusperte sich. "Na dann ist es etwas ganz anderes", entgegnete er in schmeichelndem Tonfall. "Sie haben gut daran getan mich zu informieren. Ich werde mich höchstpersönlich an die Untersuchungen machen".
"Wo ist Kollege Helb?", schrie er daraufhin durchs ganze Haus.
"Er ist heute noch nicht hier auf dem Polizeiposten gesichtet worden", antwortete Frau Roth.
"Dieser faule Sack, trinkt wohl genüsslich im Starbucks einen Kaffee, während ich die ganze Arbeit mache", lästerte der Polizeipräsident über seinen Kollegen. 
"Dann werden wohl Sie mir Gesellschaft leisten müssen", wandte er sich an Frau Roth. "Ziehen Sie sich warm an, wir fahren in fünf Minuten zum Friedhof". "Und schauen Sie zu, dass wenigstens Sie pünktlich erscheinen."

Meine Tränen waren längst verflossen, als ich die Räder eines Autos auf dem Kies der Friedhofeinfahrt knirschen hörte. Kurz darauf ertönten schwere Schritte und das Klacken der hohen Absätze einer Frau.
Das ist sicher die Polizei, erschrak ich. Nun musste ich schnellstens eine Lösung finden. Ich konnte entweder abhauen und Schande über mich und meine Familie bringen oder sitzen bleiben und erwischt werden. Immer in Angst und auf der Flucht leben oder lange Zeit meines Lebens hinter Gitter verbringen. Beides waren keine rosigen Aussichten. In diesem Moment hasste ich mich, meinen Bruder, meine Tat und die ganze Welt. Doch jetzt war für Gefühle keine Zeit.
Ich konnte mich nicht entscheiden und trotzdem musste ich schnell handeln.
Die Schritte kamen näher und näher. Plötzlich wusste ich  was zu tun war.

3. Kapitel Tess & Clara
Ich nahm meinen Bruder auf meinen Rücken und humpelte in die entgegengesetzte Richtung des Friedhoftores. Mein Bruder erschien mir erstaunlich leicht, als ob ich  plötzlich ungewohnte Kräfte bekommen würde! An der hohen, grauen Mauer, die Freiheit von Verzweiflung trennte angelangt, suchte ich einen Übergang. In einem Loch fand ich halt für meinen Fuss, und kletterte hinüber. Ich hetzte über die vom Morgentau feuchte Wiese, auf der grosse Sträucher wuchsen. Schon nach ein paar Minuten schien mir die Lunge innerlich zu verbrennen. Ich keuchte. Meine Füsse spürte ich nicht mehr. Zudem war es noch kalt wie im Winter. Ich versuchte mich zu erinnern, welcher Tag es war. Doch ich konnte nicht mehr denken. Ich sah nur noch meinen Bruder, wie er nichts ahnend vor mir am Grab gestanden hatte. Ich fiel. Der Schmerz lies meinen ganzen Körper erzittern. Der leblose Körper meines Bruders sackte zu Boden. Ich durfte nicht anhalten. Die Polizei würde mich finden. Ich raffte mich auf, und stolperte weiter. Bis ich das Gefühl hatte in Sicherheit zu sein.

Frau Roth's Finger zitterten ein wenig, als sie die Wagentüre öffnete. Ein eisiger Wind fegte über die Gräber. Die letzten Blumen waren braun und verdorrt. Auf dem Gras lag Tau. Herr Kneubühl wühlte in seinen Dokumenten und lief die Grabreihe auf und ab. Er brauchte die Akte der Grossmutter der beiden Geschwister. Magdalena Wiesmar war vor achtzehn Monaten gestorben. Das Grab lag in der herbstlichen Morgensonne. Frau Roth lehnte sich an die Mauer und klopfte ungeduldig mit den lackierten Nägeln auf den Stein.

Es war still. Nur ein paar Vögel die noch nicht in den Süden geflogen waren zwitscherten hoch oben in den Baumkronen. Meine Hände waren voll Dreck und Blut und mein T-shirt war am Ärmel zerrissen. Ich wusste nicht genau wo ich mich befand doch die Stadt konnte nicht weit sein, denn je weiter geradeaus ich lief, desto lauter wurde der Lärm einer Autobahn. Der Wald, in dem ich meinen Bruder vergraben wollte kam mir riesig vor. Ein neuer Windstoss wirbelte durch mein Haar und lies mich erschaudern.
Es zählte nur, was jetzt war, und was ich machen würde.
Ich suchte eine gut versteckte Stelle, und schaufelte mit meinen Händen ein grosses Loch in die harte, gefrorene Erde. Meine Hände wurden von den Wurzeln des Baumes aufgekratzt und ich blutete. Ich vertauschte meine eigenen Kleider mit denen meines Bruders und legte ihn in das Grab. Er sah schrecklich aus, wie er so im Dreck lag, aber ich hatte keine Zeit mir darum Sorgen zu machen. Mit einem dicken Sackmesser, das ich immer dabei hatte, schnitt ich meine Haare ganz kurz ab, damit sie genauso aussahen wie die meines Bruders. Die langen Strähnen fielen auf sein Gesicht. Plötzlich fühlte ich mich befreit und glücklich. Befreit von der Aussenwelt, befreit von allen Sorgen und ich war froh, dass ich ihn getötet hatte.

4. Kapitel Shania, Isabelle und Amira
"Herr Kneubühl ich glaube ich habe etwas gefunden, dass sie interessieren könnte!", rief Frau Roth über den ganzen Friedhof. Sie hatte eine Blutspur entdeckt und war ihr gefolgt. Sie endete nicht am Grab von Frau Wiesmar.

Ich wusste was ich zu tun hatte. Ich fuhr nach Hause und packte meine Sachen. Meine Eltern waren zum Glück an einem Kongress in der Schweiz und nur mein Hund  Joker begrüsste mich schwanzwedelnd.
Als ich gehen wollte schaute mich Jo so herzzereissend an das ich ihn einfach mitnehmen musste.
Ich stieg in mein Auto und fuhr zum Bahnhof. Sicherheitshalber parkte ich es in einiger Entfernung und zog mir meine Mütze tief ins Gesicht. Ich kaufte mir ein Billet nach Venedig, suchte mir ein eigenes Abteil und setzte mich erschöpft in den Sitz. Joker legte seinen Kopf auf meine Knie und döste ein. Auch ich war erschöpft von den letzten Ereignissen und sank in einen unruhigen Schlaf.

Die Blutspur endete in einer riesigen Blutlache an einem alten verwittertem Grab. "Frau Roth wir nehmen einige Blutproben und schicken sie ans Labor". "Herr Kneubühl ich bin der Blutspur auch auf die andere Seite gefolgt und sie ist an der Mauer geendet", sagte Frau Roth, "Es sind nur die Fussabrücke von einer Person zu sehen aber am Grab waren es zwei. Und anhand von dem vielen Blut, kann es unmöglich das Opfer gewesen sein das über die Mauer geklettert ist".
"Schicken sie bitte einen Spezialeinsatz der die Spur hinter der Mauer weiterverfolgt und ich werde diese Werte ins Labor bringen. Gehen sie nach Hause es war ein langer Tag".

Nach dem ich mehrere Male von Kondikteuren aufgeweckt wurde, erwachte ich erst wieder als die Lautsprecher verkündeten: "Wir treffen in 10 Minuten in Venedig ein".
Venedig eine wunderschöne Stadt. Hier wollte ich schon immer einmal hin. Gondeln, schöne und alte Häuser, Wasser und vor allem keine Autos.
Hier konnte ich ganz von vorne anfangen und meine Vergangenheit hinter mir lassen.

"Gestern wurden in der Nähe des langen Sees das Supermodel Peter Wiesmar und seine Schwester Susy Wiesmar tot aufgefunden, Ursache noch unbekannt", las Herr Kneubühl laut vor. Auf einmal stürzte Frau Roth hinein und fragte ausser Atem: "Habt ihr die Zeitung von Heute schon gelesen?"
"Ja, dass habe ich", antwortete Herr Kneubühl, "sind die Laborwerte schon gekommen?"
"Ja, dass sind sie, aber die Ergebnisse werden Ihnen nicht gefallen."
"Nun sagen Sie schon", brüllte er aufgebracht.
"Es wurden zwei verschiedene DNA's gefunden, doch keine der beiden stammt von Peter oder Susy!"

5.Kapitel Sabrina, Lara
Ein gut aussehender Mann stieg aus einem schwarzen Auto, knallte die Tür hinter sich zu und eilte mit schnellen Schritten zum Gartentor der Familie Bachmann. Er klopfte energisch an die Tür und lauschte. Eine attraktive Frau Mitte fünfzig öffnete die Tür und lächelte."Kann ich ihnen behilflich sein?"
"Guten Tag Frau Bachmann ist Karl Bachmann zuhause?" Ein nervöser Blick huschte über ihr Gesicht "Wir sind erst seit einigen Stunden wieder zuhause, seitdem hat er sich hier noch nicht blicken lassen. Kann ich ihm etwas ausrichten?" Die Wut stieg in ihm hoch doch er versuchte freundlich zu bleiben. Auf keinen Fall durfte sie was bemerken. "Danke, ich werde mich selbst darum kümmern. Ich wünsche ihnen noch einen schönen Tag." Mit diesen Worten lief er zurück zum Auto und fuhr hastig davon. Frau Bachmann stand verdutzt da. "Schatz sind die Kinder schon nachhause gekommen?" Frau Bachmann schloss mit einem traurigen Blick die Tür."Nein leider noch nicht."

Ich sah auf die unzähligen Kaffees und Boutiquen auf der Piazza, in dessen Mitte sich ein riesiger Markt befand. Es herrschte ein reges Treiben, die letzten Einkäufe wurden noch erledigt, bevor die Marktstände zusammengeräumt wurden. Es wurde laut umhergeschrien und mich umhüllte ein Duft von altem Fisch und Gewürzen, was man nicht gerade als eine gute Mischung bezeichnen konnte. Ich stand regungslos da und lies das Ganze auf mich wirken.  Das Surren meines Handys holte mich in die Wirklichkeit zurück. Ich hatte Angst, darauf zu sehen, denn ich konnte schon ahnen, wer mich da störte. Trotzdem wagte ich einen Blick auf das Display. Es war eine SMS. Ich öffnete sie.

Wo steckst du du Mistkerl?
Was fällt dir ein, einfach abzuhauen? Wir hatten einen Deal. Und du hast ihn gebrochen. Wenn ich dich in die Finger kriege, kannst du was erleben!!

Wie konnte ich nur so naiv sein.War doch klar das ich nicht ohne weitere Probleme einfach so davon kam.Plötzlich hörte ich hinter mir eine schockierte Stimme:"Hast du das gelesen? Peter und Susy Wiesmar wurden ermordet." Ich drehte mich um und sah zwei deutsche Frauen mit ihren iPhones. Was? Meine Susy ermordet? Die Welt begann sich zu drehen ich sah einen Film der sich vor meinem inneren Auge abspielte: Ich sah meinen Bruder wie er mir an meinem fünften Geburtstag ein Papierflugzeug schenkte, wie wir uns zusammen ein Baumhaus bauten. Ich habe ihn so geliebt bis plötzlich die Wunderschöne Susy in unser Leben trat. Ihre wunderschönen braunen Haare, ihre sanften grünen Augen und ihr Lächeln hatten mich sofort in ihren Bann gezogen. Doch leider erging es meinem Bruder genau so und für wen hat sich die schöne Susy wohl entschieden? Aber das spielt jetzt alles keine Rolle mehr denn sie sind beide tot und das für immer. Es stimmte wir hatten einen Deal aber anscheinend hielt er sich genau so wenig daran wie ich mich. War das für ihn nur ein Spiel? Und welche Rolle spielte ich darin?

6.Kapitel Aline
Diese Frage beschäftigte mich noch viel, würde es auch noch lange tun. So entschied ich mich, mal eine Unterkunft zu suchen. Es würde schliesslich nicht sehr gemütlich werden, wenn ich draussen schlafen würde.
Trotz dass ich Angst hatte, musste ich mir eingestehen, dass ich die Stadt gut getroffen hatte. Es war gerade Sonnenuntergang und einfach umwerfend. Ich lief gerade an einer Gasse entlang, da kam ein junger Mann, ganz schwarz gekleidet zu mir. Die Angst kroch in mich hoch. Zusätzlich war es in der Gasse schon sehr dunkel. Alles war in ein dunkles Grau gehüllt.
Eins war mir aber klar. Ich brauchte zu Essen und eine Unterkunft und die werde ich nicht bekommen, wenn ich hier nur nichtsmachend da stehe. Also fasste ich den Entschluss einfach unbemerkt an ihm vorbei zu laufen. Doch Angst hatte ich immer noch und das schien er zu spüren. Auch dass ich eigentlich nicht von hier bin. Er fing an zu grinsen.

Es war viel los im Polizeipräsidium. Es herrschte Chaos und man hatte das Gefühl, es hätte einfach nicht genug Personal. Herr Kneubühl und Frau Roth waren einfach total überfordert, denn Kollege Helb, hatte sich noch nicht im Polizeipräsidium blicken lassen, seit der Sache mit dem Model Peter Wiesmar und seiner Freundin. Er fragte sich jedoch auch, hatte Kollege Helb etwa etwas mit der Sache zu tun? Vielleicht bildete er sich es nur ein, doch er hatte in letzter Zeit sehr gestresst gewirkt.

Frau Münster hatte die ganze Nacht über nicht geschlafen. Die Frage, wo ihre Söhne waren, beschäftigte sie zu sehr. Doch sie versuchte sich einzureden, sie wären nur bei Kollegen. Doch die Sache, sich die Sache einzubilden, war sehr schwierig, weil sie normalerweise nichts von der Sache sich etwas Einzubilden hielt. Sie hatte jedoch der Polizei noch nichts gesagt, hatte sich dies aber geschworen, sollten ihre Jungen heute Nachmittag um Fünf Uhr nicht zu Hause sein.

Ich fand ein Hotel am anderen Ende der Strasse und ging sofort hinein. Siegessicher. Doch gerade als ich meine Brieftasche aus meiner Tasche nehmen wollte, habe ich gemerkt, dass sie weg war. Meine ganze Ersparnisse! Dieser junge schwarzgekleidete Mann war also ein Dieb! Ich wusste nun definitiv nicht mehr was ich tun sollte. Ich war verloren, hatte kein Geld, kein Essen, keine Unterkunft. Ich  wusste einfach nicht mehr wie es weitergehen soll. Ich entschied mich jedoch, für diese Nacht mal auf der Strasse zu schlafen und am nächsten Tag dann ein Job zu suchen. Hoffentlich würde es nicht so schlimm werden, wie er es in den Filmen gesehen hatte.
Ich fand dann einen Platz unter einer kleineren Brücke, gerade am Rande des Wassers. Hoffentlich würde ich nicht ertrinken, obwohl, das musste ich mir eingestehen, wäre es gar nicht so schlimm wenn ich jetzt sterben würde. Ich hatte ja nichts mehr! Ich legte mich auf meine Jacke und dachte über mein Leben nach. Es war einfach die reinste Katastrophe. Und nun kam zu meinem Entsetzen wieder die Frage auf und ich war mir nun sicher, dass sie mich die ganze Nacht nicht mehr loslassen würde und ich nicht eine Minute lang ein Auge werde zumachen können: War das nur ein Spiel? Und was für eine Rolle spielte ich darin?


7. Kapitel Laura & Andrina


Als ich erwachte war es noch nicht einmal richtig hell. Die Brücke, unter der ich die Nacht verbracht habe, sah bei Tageslicht noch schrecklicher aus als sie es gestern tat. Ich stand auf und spürte jeden einzelnen Knochen in meinem schmutzigen Körper. Erst jetzt merkte ich, dass ich riesigen Hunger hatte und mir davon schon richtig übel war. Also machte ich mich auf in die erwachende Stadt, um mir etwas Essbares aufzutreiben. Ich ging an einem Zeitungsstand vorbei und lies  eine deutsche Zeitung mitgehen um die Schlagzeilen zu lesen und zu schauen, ob man meinen Bruder gefunden hatte und ich verdächtigt wurde. Obwohl das nicht der Fall war, gefiel mir die Titelseite gar nicht: meine Stiefmutter hatte eine Vermisstenanzeige von mir und meinem Bruder, der eigentlich mein Stiefbruder war, auf die Titelseite der Zeitung gebracht. Sie nahm sonst auch nie Rücksicht auf mich.
Seitdem meine Mutter vor vielen Jahren an Leukämie gestorben ist, hat sich sehr viel verändert. Mein Vater wurde Alkoholiker und ich geriet irgendwie auf die falsche Bahn. Doch als mein Vater diese Helga Münster kennenlernte, wurde alles noch schlimmer. Sie heirateten und ich bekam einen Stiefbruder. Wir waren etwa gleich alt, doch er war in allem besser als ich, bekam alles und musste überhaupt nichts dafür tun. Auch mein Vater mochte Thomas viel lieber als mich. Es machte mich immer wütend, wenn ich nur daran dachte. Der Einzigen, der ich wirklich vertraute, war meine Tante, Mathilda Bachmann. Sie lebt eine Etage höher als wir. Bei ihr verbrachte ich immer meine Freizeit, doch auch das änderte sich, als sie ihren Freund Mirko Helb kennenlernte. Sie hatte  nur noch Zeit für ihn und ich stand wieder alleine da.
Ich steckte die Zeitung in meine Jackentasche und machte mich auf die Suche nach einem Lebensmittelladen. Als ich mich in der kleinen Gasse umschaute, entdeckte ich einen kleinen Laden. Die Tür quietschte als ich in den finsteren Laden trat. Es war niemand im Laden, deshalb nahm ich mir einfach eine Packung Zwieback. Ich hatte ein mulmiges Gefühl, nicht weil ich stahl, sondern weil ich die ganze Zeit das Gefühl hatte, beobachtet zu werden…


 
Konrad Kneubühl trank gerade seine alltägliche Tasse Kaffee, während eine neue E-Mail eintraf:


Guten Tag Konrad

Ich habe beschlossen, mir eine Auszeit zu nehmen und meine kranke Mutter in Venedig zu besuchen. Ihr Zustand hat sich in den letzten Monaten verschlimmert und da hat sie beschlossen, nach Venedig zu ziehen um dort ihre letzte Zeit zu geniessen. Ich bin gerade im Zug nach Italien und werde aus zeitlichen Gründen nur etwa eine Woche dort bleiben.

Liebe Grüsse Mirko


Was dachte er sich eigentlich? Herr Kneubühl war ausser sich. Er hatte hier so viele Probleme und dieser Helb verschwand einfach um seine Mutter zu besuchen. Oder steckte mehr dahinter? Aber der Polizeipräsident konnte sich im Moment keine Gedanken darüber machen. Frau Roth kam in sein Büro und meldete ihm, die Laborwerte des Blutes, das sie auf dem Friedhof gefunden hatten, waren da. Sie stammten von Karl Bachmann und Thomas Münster.

Herr Kneubühl lief es kalt den Rücken hinunter. Und als er nach mehreren Stunden noch eine zweite Nachricht der Spurensuche bekam, wurde er kreiden blass. Sie hatten in der Nähe vom Friedhof einen weiteren Toten gefunden, der in der Erde vergraben war. Also machte sich Herr Kneubühl mit Frau Roth auf den Weg. In der Zwischenzeit wurde auch Frau Münster benachrichtigt und zur Identifizierung zum Friedhof gebeten.



Ich zuckte zusammen als mein Handy vibrierte. Ich hätte nie gedacht, wie viel Angst mir drei kleine Worte machen konnten. „ ICH SEHE DICH“. Ich wusste, dass mich mein Gefühl nicht getäuscht hatte. Und ich wusste jetzt auch, wer der Beobachter war. Ich rannte los, so schnell ich konnte. Ich wusste nicht, wo ich war und wohin ich ging. Hauptsache weg von hier. Mein Gefühl sagte mir, dass er mir nachkam. Und ich wusste genau, dass mein Beobachter mich einholen würde. Denn er war sportlicher als ich.


8. Kapitel Amira, Shania & Isabelle
Als Helga Münster ihren Sohn sah viel sie auf die Knie, und fing an haltlos zu schluchzen. Sie konnte es nicht glauben, nicht er, nicht ihr geliebter Sohn! 
Als sie ihn das letzte Mal gesehen hatte, sagte er zu ihr, er wolle sie nie wieder sehen und jetzt war das wahr geworden, er würde sie nie, nie wieder sehen.
Es brach ihr das Herz ihn so zu sehen, so leblos, so dreckig und eiskalt.
Er war ihr Sohn ohne ihn war ihr Leben wertlos, wie ein schwarzes Loch, sie fühlte nichts mehr, um sie herum wurde es schwarz.
"Ist das ihr Sohn Frau Münster?", fragte einer der Polizisten, und riss sie aus ihren Gedanken. Allmählich kam die Farbe wieder in ihre Umgebung zurück.
Sie konnte nicht sprechen also nickte sie nur knapp, ohne den Blick von ihrem Sohn ab zu wenden. 
Frau Münster stand auf, wendete sich den Polizisten zu und fragte nach dem sie ihre Stimme wieder hatte: "Wie ist mein Sohn gestorben?" "Wir haben noch keine genauen Angaben, wir müssen ihn erst ins Labor bringen um die genaue Todesursache heraus zu finden. Das Einzige, dass wir wissen ist, das auf dem Friedhof außer dem Blut ihres Sohnes, noch das Blut von Karl Bachmann gefunden wurde." Dieser Name versetzte ihr einen Stich, ihr wurde übel und wie vorhin tauchte sie wieder in eine schwarze Nacht aus ihren Gedanken ein.
Hatte ihr Stiefsohn Karl etwa Thomas umgebracht? Sie konnte sich nicht mehr bewegen, ihr Körper war steif geworden, sie zitterte wie verrückt und obwohl sie weinte war sie innerlich am überkochen vor Wut.
Das konnte doch nicht wahr sein. Sie wusste zwar schon immer das dieser Karl auf die falsche Bahn geraten war und die beiden nie ein wirklich gutes Verhältnis hatten aber sie hatten sich doch nie so gehasst!
"Frau Münster", wieder holte sie der Polizist aus der Finsternis zurück ans Licht. "Sollen wir sie nach Hause bringen?" Nach Hause? Sie konnte doch jetzt nicht nach Hause, in das Haus in dem der Mörder ihres Sohnes lebte! Vielleicht hatte sein Vater ja auch eine dunkle Vergangenheit? Dieses Kind ist schliesslich nicht einfach so zum Mörder geworden. Sie dachte wieder eine Ewigkeit nach, ohne auf die Frage des Polizisten zu antworten, sie war nicht in der Lage normal zu denken ihr Kopf platzte gleich. Sie wusste nur, dass sie jetzt nicht nach Hause konnte. Nie wieder! 

Ich rannte und rannte, so schnell, wie meine Beine es erlaubten. Ich war so erschöpft wie noch nie, doch ich durfte nicht langsamer werden, sonst holte mich mein Verfolger ein. Das durfte nicht geschehen! Nach einer Weile, glaubte ich seinen Atem nicht mehr zu hören, also verlangsamte ich mein Tempo und bog in eine dunkle Gasse ein. Ich schaute mich um und vergewisserte mich, dass niemand mehr hinter mir her war. Ich lief ein Stück weiter. Die Gasse wurde immer enger und dunkler. Da lief es mir eiskalt den Rücken runter. Es war eine Sackgasse! Ich drehte mich um und rannte ein Stück die Gasse zurück. Als ich den Eingang der Gasse endlich sah, blieb ich abrupt stehen. Mein Verfolger stand dort und grinste mich hämisch an.


9. Kapitel Yann & Merlin


"Wir haben nichts. Keine Spur, keine Anhaltspunkte, nicht einmal einen Hinweis auf den Täter!" "Schreien Sie doch nicht so herum. Beruhigen Sie sich, und ich bringe Ihnen in der Zwischenzeit einen Tee.", erwiderte Frau Roth. Kneubühl zündete sich genervt eine Zigarre an. Er beruhigte sich.

Kurze Zeit später brachte Frau Roth den Tee. "Ist Jasmintee recht?" "Ja Ja, danke." sagte Herr Kneubühl, nachdem er den ersten Schluck getrunken hatte.




Das Telefon klingelte. "Kann ich nicht einmal in Ruhe meinen Tee trinken? Frau Roth, Sie nehmen ab!" "Ich komme ja schon.", sagte Frau Roth und eilte ans Telefon. "Ja? Frau Roth hier. Wer ist da?"

"Keine Fragen. Ich habe brisante Informationen zum Mordfall Thomas Münster!"

Frau Roth wurde bleich. "Was ist denn los mit Ihnen?", fragte Herr Kneubühl. Sie sagte nichts.

"Ich will 8000 Euro in bar in einem Couvert, und die Noten nicht markiert. Ausserdem fordere ich Straffreiheit. Verstanden! Sie, Frau Roth, Sie kommen alleine. In 45 Minuten im Café Kranzler. Wenn Ihre Freunde trotzdem mitkommen, fliegt die ganze Bude in die Luft." 
Die Person legte auf. Frau Roth fiel bewusstlos in die Arme von Kneubühl, der alles mitgehorcht hatte. 

Ein wenig ängstlich betrat Frau Roth das Café Kranzler, das nicht weit vom Polizeipräsidium entfernt war. Sie erkannte ihn sofort, als der Mann sie zu sich winkte. Er sass hinten in einer dunklen Ecke. Zögerlich mit dem Couvert in der Hand schritt Frau Roth auf den Mann zu und setzte sich zu ihm. Jetzt sah sie sein Gesicht, und er sah extrem gut aus, wirklich sehr gut.
"Haben Sie das Geld?" Frau Roth legte es auf den Tisch, er kontrollierte die Summe und fragte: "Und auch nicht markiert?" Sie nickte kurz. 
Er begann zu erzählen: "Wir waren zu dritt und hatten alle ein finanzielles Problem. Thomas Münster, Karl Bachmann und ich. Dann erzählte uns Thomas von Peter Wiesmar, der Bruder seiner Freundin Susy. Er sagte uns, dass Wiesmar ein Model sei und versicherte uns, dass er viel Geld besitze. Thomas hatte auch die Idee, ihn zu bestechen. Wir drohten Wiesmar, jemanden zu töten, den er lieb hatte, wenn er uns nicht eine Geldsumme von 150`000 Euro übergab. Der Plan ging bis zu diesem Zeitpunkt super auf, Wiesmar war ein extremer Angsthase und versicherte uns, das Geld bald auszuhändigen. 
Wir mussten einen Ort zur Geldübergabe finden, bei der uns niemand störte und es in der Nacht ausserdem kein Licht gab. Der Friedhof schien uns der geeignete Ort zu sein." 
Der gut aussehende Mann machte eine Pause und zog genüsslich an seiner Zigarette. 
"Alles lief gut. Wir drei trafen Peter Wiesmar auf dem Friedhof, und er gab uns das Geld. Doch es passierte uns ein gravierender Fehler. Wiesmar erkannte Thomas an seiner Stimme. Mit diesem Wissen konnte Thomas ihn nicht laufen lassen. In der Zwischenzeit bekam Karl es mit der Angst zu tun und floh in den Wald. Danach stürzte sich Thomas auf Wiesmar und erdrosselte ihn. Wir wussten aber nicht, dass uns noch eine weitere Person beiwohnte. Susy Wiesmar war ihrem Bruder offensichtlich gefolgt. Mit Tränen in den Augen und einer grossen Wut auf Thomas wollte sie uns beide zur Rede stellen. Wir mussten auch sie sterben  lassen, Thomas nahm den erstbesten Stein und erschlug sie, wenn es ihn auch grosse Überwindung kostete, seine Freundin zu töten." Er atmete einmal tief durch, bevor er fortfuhr.
"Ich teilte das Geld mit Thomas auf. Er blieb völlig mitgenommen zurück und schien jetzt erst bemerkt zu haben, was er getan hatte. Ich hingegen fuhr die beiden Leichen in meinen Transporter fort, um sie zu entsorgen. Was danach geschah, weiss ich nicht. Hat Thomas Selbstmord begangen?" 
Völlig verdutzt antwortete Frau Roth: "Es liegen noch keine genauen Ergebnisse vor, aber wir gehen davon aus, dass es Mord war." 
"Dann war es Karl.", seufzte der Mann.
Er nahm das Couvert vom Tisch und entfernte sich durch die Hintertür des Cafés. Immer noch erstaunt über das Erfahrene blieb Frau Roth noch eine kurze Zeit im Café sitzen, bevor Sie sich auf direktem Weg ins Polizeipräsidium begab.

"Können wir ihm glauben?", fragte Kneubühl Frau Roth, nachdem sie durch die Tür des Polizeipräsidiums kam. Kneubühl und seine Kollegen hörten das ganze Gespräch mit, dank einer Wanze, die Frau Roth in ihrem Mantel befestigt hatte.
"Der Typ klang sehr glaubhaft. Ich glaube, dass er es auch ein bisschen bereut.", antwortete sie, während sie erschöpft in einen Sessel sank.
"Wie gehen wir jetzt weiter vor?", fragte sie. "Wir müssen diesen Karl Bachmann ausfindig machen!", sagte Kneubühl. "Und dazu", schrie er, "brauchen wir Heeeeelb!!"
Frau Roth realisierte die Situation sofort und lief in die Küche: "Dieses Mal mache ich Ihnen eine Kanne Grüntee, der schmeckt auch vorzüglich, habe ihn heute Morgen frisch im Teehaus gekauft. Ich sage Ihnen, dort gibt es Tees, vorzüglich!"

10. Kapitel   Anna & Rameya

Ich kniff die Augen zusammen und bewegte mich nicht. Als nach einer Weile immer noch nichts passierte, traute ich mich sie zu öffnen. Doch da war niemand mehr! Verdutzt schaute ich mich um, darauf gefasst, dass mich jemand von hinten angriff. Hatte ich mir das nur eingebildet? Kopfschüttelnd trat ich aus der Gasse und spähte vorsichtig um die Ecke. Von hier aus konnte man den Marktplatz sehen, der um diese Uhrzeit von Touristen belagert war. Verkäufer priesen laut ihre Ware an, Kinder fütterten die Möwen, man hörte die Strassenmusikanten singen und die Sonne schien gerade so, dass es angenehm war. Doch ich konnte mich über all das nicht freuen, ich zitterte immer noch vor Angst. "Komm jetzt", sagte ich zu mir," du wirst ja paranoid. Woher sollen die wissen, dass du hier bist?" Nun etwas beruhigt trat ich aus der dunklen Gasse und beschloss einen kleinen Spaziergang am Kanal zu machen."Entschuldigung!", rief eine Person hinter mir. Ich zuckte zusammen und drehte mich ängstlich um. "Oh, habe ich sie erschreckt? Tut mir Leid.", sagte eine Frau mittleren Alters. "Wissen sie wie man von hier aus zum Markusdom kommt?" - "I-ich bin nicht von hier. Entschuldigung.", stammelte ich und machte mich schleunigst davon. Ich lief auf eine Bank am Kanal zu und setzte mich hin. So konnte es nicht weitergehen, diese ständige Angst machte mich verrückt. Was sollte ich nun mit meinem Leben anfangen, ich konnte ja nicht für immer in Venedig bleiben. Was war mit Thomas, meinem Stiefbruder den ich ermordet hatte? Ich konnte nicht zurück! Oder doch? Nachdem ich eine halbe Ewigkeit lang nachgedacht hatte, was ich mit meiner Zukunft anfangen soll, hatte ich einen Entschluss gefasst. Meine Rückkehr nach Deutschland stand fest.


Mit dem letzten bisschen Geld, dass ich noch übrig hatte, kaufte ich mir ein Zugticket und reiste noch am selben Tag ab. Als ich es mir auf meinem Sitzplatz gemütlich gemacht hatte, musste ich auf einmal an Markus denken. Alles war eigentlich seine Schuld gewesen! Der gutaussehende Markus war eifersüchtig auf Peter, da er es geschafft hatte Supermodel zu werden, obwohl das schon immer Markus' Traum war. Da Thomas, Markus und ich finanzielle Probleme hatten, schlug er vor Peter zu erpressen. Einerseits um seine Schulden zu begleichen, andererseits um Peter eins auszuwischen. Wäre Markus nicht gewesen, würden Thomas, Peter und Susy noch leben! Bei diesem Gedanken fingen meine Hände vor Wut an zu zittern und ich musste mir auf die Zähne beissen, um mich zu beruhigen. Wie gerne ich ihn doch bei der Polizei verpfeifen würde. Doch leider war ich derjenige der einen Mord begangen hatte, nicht er.


Als ich die Augen öffnete befanden wir uns bereits in Deutschland. Genau in diesem Moment tönte es aus den Lautsprechern:" Hauptbahnhof Sankt Lorenz."

Langsam aber sicher wurde ich etwas nervös, da ich Angst hatte, dass ich jemanden aus meiner Familie oder aus meinem Freundeskreis treffen würde. Als der Zug zum stehen kam, sprang ich flink heraus und nahm jede Person die mir entgegen kam genau unter die Lupe. Als ich mich sicher fühlte versuchte ich mich durch die Menschenmenge zu drängeln. In unserem kleinen Dorf war meistens nicht so viel los, doch ich hatte im Zug gelesen, dass heute in Sankt Lorenz die grosse Kuhmesse stattgefunden hatte. Ich zog mir vorsichtshalber noch die Kapuze meines Pullis über den Kopf und machte mich auf den Weg.

Markus zählte zufrieden seine Geldscheine."Polizisten sind einfach so leicht auszutricksen.", dachte er sich und drängelte sich eilig an den vielen Menschen vorbei. Er machte vor der Anzeigetafel mit den Ankunfts- und Abfahrtszeiten halt." Wenn ich den Zug um 18.45 Uhr noch erwische bin ich zirka um 22.00 Uhr in Berlin. Dann checke ich für eine Nacht ins Hotel ein und dann geht's ab nach Polen." Seine Zukunftspläne hatte er während der Busfahrt zum Hauptbahnhof Sankt Lorenz geschmiedet und war drauf und dran, sie zu verwirklichen. Er würde die Vergangenheit hinter sich lassen, niemand würde ihn verdächtigen und selbst wenn Karl eines Tages zurückkehren und ihn verraten würde, er wäre längst über alle Berge. Zufrieden lächelte er vor sich hin und wollte sich gerade auf den Weg zum Bahnsteig machen, als ihn plötzlich jemand anrempelte. Die Person trug einen schwarzen Kapuzenpullover und obwohl sie sich die Kapuze tief ins Gesicht gezogen hatte, kam sie ihm irgendwie bekannt vor." Hey, pass doch auf!", schnauzte sie an." Entschuldigung", murmelte diese.
Jetzt wusste Markus auf einmal wen er da vor sich hatte. Die Person wollte weitergehen, doch er packte sie am Handgelenck und riss ihr die Kapuze herunter. Es war niemand anderes als Karl Bachmann.
Nun realisierte auch ich, wer mein Gegenüber war. Markus! Ich entriss mich seinem Griff und schubste die Leute zur Seite, die mir im Weg standen. Ich musste schnell weg hier, egal wohin, einfach weg vom Bahnhof. Ich rempelte aus Versehen zwei alte Herren an, die sofort begannen laut über die heutige Jugend zu nörgeln, doch ich hörte sie bereits nicht mehr. Ich rannte weiter und weiter, bis ich an einem kleinen Feldweg ankam. Ich kannte den Weg, er führte direkt zu dem Wald in dem ich Thomas vergraben hatte, und obwohl ich nicht grosse Lust hatte dorthin zu gehen, war es der einzige weg um Markus zu entkommen. Ich rannte weiter auf den Feldweg zu, in der Hoffnung, dass ich ihn abgehängt hatte, doch als ich einen Blick über die Schulter warf konnte ich sehen, dass er mir dicht auf den Fersen war. Ich rannte so schnell ich konnte, doch langsam spürte ich wie meine Kräfte schwanden. Plötzlich packte eine Hand von hinten meine Kapuze und riss mich zu Boden. Ich wehrte mich, schlug und trat, doch Markus war stärker als ich und zog mich an der Kapuze hoch. Er drückte mich an einen Baum und zischte:"Na, lässt du dich auch mal wieder blicken. Was hast du mit Thomas gemacht?"
Ich gab keine Antwort. Er schüttelte mich heftig, wobei mein Kopf hart gegen den Baum schlug."Antworte mir! Was hast du mit ihm gemacht?", brüllte er.
"E-er ist...tot", stammelte ich."Du hast ihn umgebracht nicht wahr?", fragte Markus und grinste mich dabei hämisch an."Unser lieber, guter Karl Bachmann. Bringt einfach aus Eifersucht seinen eigenen Bruder um. Du Mörder! Fühlst du dich nicht schuldig?"
"Doch", stiess ich wütend hervor, "ich halte es nicht mehr aus. Ich werde der Polizei alles gestehen. Mir sind die Konsequenzen egal, Hauptsache ich muss nicht mehr mit diesem schrecklichen Geheimnis leben."
Als ich diese Worte sprach wurde Markus kreidebleich, doch er hatte sich schnell wieder gefasst." Wenn das so ist, dann haben wir beide noch etwas zu regeln. Oder willst du etwa, dass es dir so ergeht wie Thomas?"
Markus wollte mich umbringen! Durch die Panik kam ich auf einmal zu neuen Kräften und schaffte es, mich loszureissen. Ich donnerte ihm meine Faust an die Schläfe. Er brach ohnmächtig zusammen.
Wie benommen starrte ich den am Boden liegenden Markus an. Er rührte sich nicht, ich konnte ihn auch nicht atmen hören. Was hatte ich getan? Hatte ich etwa schon wieder jemanden umgebracht? Ich wusste nicht wie mir geschah, ich wollte einfach nur noch weg. Ich rannte durch den Wald, ohne Ziel. Ich gelangte zu einem Kornfeld, blind vor Verzweiflung kämpfte ich mich hindurch, bis ich an den Mauern des Sankt Lorenz Friedhofes ankam. Aus irgendeinem Grund zog es mich an die Stelle, an der ich meinen Bruder umgebracht hatte. Ich kletterte über die Mauer, vergewisserte mich, dass sich niemand auf dem Friedhof befand und sprang auf die andere Seite. Ich musste dabei wohl gestürzt sein, denn plötzlich wurde mir schwarz vor Augen. Das Letzte was ich hörte, waren die Reifen eines Autos auf dem Kies.



11. Kapitel   Ardit, Simon & Philipp

Ich wachte auf in einem Lagerhaus. Es war dunkel, nass und nur eine schwache Lampe erhellte den Raum. Trotzdem konnte ich 4 Männer die Masken trugen erkennen die 2 Pistolen und 2 Messer bei sich trugen. Sie hatten mich an Händen und Füssen angebunden und ich konnte mich kaum bewegen. Selbst das atmen fiel mir schwer, weil ich wohl am Kopf von irgendetwas hartem getroffen wurde. "Er ist wach", schrie der eine und kam auf mich zu. "Na Karl, hat dir die Eisenstange gut getan?", fragte der Eine mit einer blauen Uniform die das Wort Sergeant eingenäht hatte, das drauf hinwies das er der Anführer war. " Helga und ihr Mann  werden viel Geld für dich zahlen", sagte der Anführer. Erst jetzt begriff ich das sie meinen Vater und meine Stiefmutter erpressten. " Schon Markus hatte uns viel Geld eingebracht, aber du wirst noch viel mehr einbringen", schrie der eine zufrieden. Ich, der kaum Kraft hatte zu sprechen, sagte: " Was für ein Geld habt ihr Markus gestohlen? Er hatte doch nie Geld." " Na das erpresste Geld von Peter und Susi Wiesmar." " Ihr habt unser Geld gestohlen?", schrie ich verblüfft. " Ich nenne das nicht stehlen, sondern für immer geliehen", sagte der glatzköpfige Anführer."  Ihr habt es auch für immer geliehen." Plötzlich sagte der eine das 4 Polizeiwagen vorbei fuhren. Die Verbrecher zogen ihre Waffen raus und versteckten sich. Kurz darauf trat ein schwer bewaffneter Polizeibeamter rein gefolgt von 5 weiteren. Sie schauten sich herum. Der Eine sagte, dass hier niemand mehr ist. Da verpuffte meine Hoffnung. Mit letzter Kraft versuchte ich zu schreien, aber das bemerkten die Verbrecher und hielten ihre Pistolen auf meinen Kopf. So konnte ich nicht schreien.
Plötzlich bemerkte Einer der Beamten, dass eine Zigarette noch im Aschenbecher brannte und er wusste das die Verbrecher hier in diesem Lagerhaus sind. Der Anführer sagte den anderen sie sollten schiessen und versuchen die Polizisten zu töten. Die drei nickten und  sprangen heraus aus ihren Verstecken und schossen. Ganz überrascht konnten die Polizisten nicht ausweichen und zwei traf es in die Brust. Sie sanken zu Boden und standen nicht mehr auf. Die anderen Beamten schossen jetzt auch und streckten die drei Verbrecher zu Boden. Der Anführer der mich immer noch mit der Waffe bedrohte sprang jetzt auch heraus und schoss eine gezielte Kugel in die Brust eines Polizisten, der sofort zu Boden ging. Die anderen wollten schiessen, aber der Verbrecher nahm mich als Geisel. Die Polizisten sagten mir ich soll mich beruhigen. Dann sagte der eine auf Englisch:" Sniper!", und da ertönte ein Schuss und der Anführer ging zu Boden mit mir. Der Anführer war am Kopf getroffen worden und seine Lebenschancen sanken auf 0%. Die Polizisten hoben mich auf und zwei der Verbrecher die überraschend überlebt hatten und steckten unsere Hände und Füsse in Handschellen und schleiften uns über den nassen, sandigen Boden bis zu den Polizeiwagen.
Dort angelangt schossen sie zuerst einen in den Wagen. Der andere attackierte noch einen mit seinem Messer, aber diesmal war der Polizist vorbereitet und wehrte den Angriff ab und schlug ihm auf den Nacken, so dass der Verbrecher ohnmächtig wurde. Mich schossen sie so brutal in den Wagen das mir, wie schon zweimal, schwarz vor Augen wurde.

Ich wachte auf und war in einer Zelle. Der Kopf tat mir höllisch weh weshalb mir eine Träne über die Wange lief. Die Zelle war sehr dunkel und hatte eine dreckiges Spühlbecken mit einem Kamm der wohl als Zahnbürste diente, einem  noch dreckigerem WC und einer Holzplanke auf der ich schlief. Auf dem Boden waren Ratten die mir mein gebrachtes Essen anknabberten. Ich ging zum Essen und verscheuchte die Ratten und ass alles gierig auf, denn dieses Essen war das einzige innert 48 Stunden. Als ich fertig war hatte ich noch mehr Hunger. Später legte ich mich auf meine Holzplanke und schlief. Erst jetzt bemerkte ich das noch jemand mit mir in meiner Zelle war. Er war aufgepumpt und hatte einen buschigen Schnurrbart. Während ich ihn betrachtete ging meine Zelle auf. Ein Mann in einer Uniform trat herein und sagte:" Karl Bachmann mit kommen." Ich fragte mich was dieser Mann von mir wollte?


12. Kapitel  Ardit, Simon & Philipp

Ich trat herein , in ein weisses Zimmer mit einem braunen Tisch mit 3 schwarzen Stühlen. Auf einem sass ein muskulöser Polizist. "Setz dich",sagte mir einer."Wir erzählen dir nun die Wahrheit über die Skorpionbande, über Thomas und Markus und wie du bestraft wirst.
"Zuerst über Thomas und Markus,hör gut zu und schweig bis zum Schluss.
Erinnere dich an Peter und Susi wie sie von Thomas am Friedhof umgebracht wurden, als du weg gingst. Markus musste die Leichen von Peter und Susi in einem Laster wegbringen, aber er bog nur um die Ecke , so dass ihn Thomas nicht mehr sehen konnte und stieg aus und ging durch den Wald und sah dich hinter einem Baum und schlug dich von hinten bewusstlos.
Dann nahm er dich mit zu Thomas und erdrosselte ihn. Damit es so aussah als ob du ihn getötet hättest, stach er dir eine Wunde damit Blut floss. Er liess es so aussehen als hättet ihr gekämpft und nahm das erpresste Geld von Thomas mit und haute ab. Aber weil Markus von dieser Skorpionbande die in ganz Deutschland gesucht wird, überfallen wurde und so die ganzen 8000 Euro gestohlen wurden. Deswegen kam Markus noch einmal zur Polizei um Geld für die Informationen zu kriegen und sich so die Reise nach Polen zu seiner kranken Schwester, die er jetzt wohl nie mehr wieder sehen wird, weil du ihn umgebracht hast, zu finanzieren.
Das war die Geschichte über Thomas ,Markus und insbesondere dich.
Hiermit verurteile ich dich zu 10 Jahren Haft wegen Mordes und Erpressung."


Nach 10 Jahren Gefängnis


Ich hatte 10 Jahre lang die Geschichte verarbeitet. Ich war wütend, traurig, allein und auch glücklich , weil ich raus aus dem Gefängnis durfte. Ich hatte nichts. Keine Unterkunft, kein Geld, keine Arbeit...nichts.
Ich konnte es kaum glauben,Markus und ich mir selber,haben mein Leben zerstört. Helga Münster Hat sich umgebracht, weil sie den Tod ihres Sohnes nicht ertrug. Die Polizisten die während dem Einsatz starben wurden als Ehrenmänner gehandelt. Die 2 Verbrecher die überlebt hatten haben sich im Gefängnis sebst umgebracht. Mein Vater der ohne Frau blieb, wurde ein armer Schlucker ohne Arbeit. Der Jasminteetrinkende Kneubühl ging in den Ruhestand und wurde als bester Polizist den es in Deutschland je gab gewählt. Frau Roth führt ihre Arbeit weiter und nahm Kneubühls Platz bei der Polizei ein.
Und ich nahm eine Arbeit als Tellerwäscher im Cafè Kranzler an.
So ging mein Leben 60 Jahre weiter, bis ich eines friedlichen Todes starb.

                                                 Ende

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hinweis: Nur ein Mitglied dieses Blogs kann Kommentare posten.